12.000 Legehennen in einem Stall im Naturpark Siebengebirge

Bei größeren Hühnergemeinschaften kann sich das angeborene Sozialverhalten der Tiere nicht entwickeln; eine "Hackordnung" kann nicht ausgebildet werden, in der das einzelne Tier seinen Platz in der Gruppe findet. Die Folgen sind Streitigkeiten der Tiere untereinander, Federpicken und Kannibalismus bis zum Tode. Die schrecklichen Bilder aus den Medien Anfang 2013 haben die Augen der Konsumenten geöffnet. Das Unfassbare: Die Bilder stammten aus Biobetrieben gemäß EU-Bio-Norm, darunter sogar solche, die "Naturland" zertifiziert hatte, ein auf ökologische Erzeugung setzender bäuerlicher Verband. Beachtenswert: Naturland zog die Reißleine, hat neue Zertifizierungs-Richtlinien angekündigt, neue Obergrenzen von Tieren und Ställen, zur Auslauftiefe, Auslaufgestaltung, Kontrolle, sowie strenge Anforderungen an die Qualifikation der Betriebsleiter. Schon im Oktober 2012 hatte der VLSR (link zu BUZ Okt./Nov. 2012) erklärt, die EU-Bio-Norm gewährleiste keine artgerechte Hühnerhaltung, die Anlage bei Bockeroth dürfe nicht genehmigt werden.

Die "EU-Bio-Norm" erweist sich als Etikettenschwindel. Die Landwirtschafts-Lobby ignoriert das allerdings. Sie braucht die EU-Norm noch, um das Wohlwollen der Gewässer-, Landschafts-,  Boden- und Tierschutzbehörden zu gewinnen, und der Kommunalpolitik "saubere" Landwirtschaft vorzuspiegeln.  Im Nahbereich des Stalls bei Bockeroth ist ein "Kotabscheider" fällig, damit keine Exkremente ins Grundwasser oder die nahen Bachläufe gelangen. Eine wasserdichte Schicht wird in den Boden eingebracht, die in den 250m entfernten Güllebehälter in Niederscheuren entwässert. Ob die Hühner nur dort koten werden, wo es "erlaubt"ist?  Besucher des Naturparks müssen damit rechnen, Tiere leiden zu sehen. Sie müssen hinnehmen, dass das Landschaftsbild im Pleistal von einem riesigen Stall geprägt sein wird - und von leidendem Federvieh. Es ist wenig tröstlich, dass dies der EU-Norm entspricht.

Und was sagt der Träger des Naturparks Siebengebirge, der VVS? Er sagt nichts! Seine Aufgabe ist es, Erholung und Landschaftserlebnis im Naturpark Siebengebirge zu fördern, sich "in besonderer Weise" an den Belangen der Naturparkbesucher zu orientieren (Seite 5 der Broschüre "Qualitätsoffensive Naturparke" des Verbands Deutscher Naturparke, dem der VVS angehört), den Naturpark Siebengebirge als Qualitätsnaturpark zu qualifizieren, eine Eigenmarke zu entwickeln. Mit der organisierten Landwirtschaft will er sich aber nicht anlegen.

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